Das III. Bayerische Armeekorps mit Hauptquartier in Nürnberg wird errichtet. Das Bayerische Oberkommando sucht nach einem Hauptquartier und einem passenden Übungsplatz für das neue Korps.

Das III. Armeekorps hat 13.600 Soldaten und bedarf eines Geländes, das es erlaubt große Truppen zu bewegen. Der neue Übungsplatz muß strengen Standards genügen.

Eine militärische Untersuchungskommission mit Topografie-Fachleuten liefert eine erschöpfende Einschätzung der Region um Grafenwöhr ab; der erste Bericht macht deutlich, dass die Gegend als möglicher Übungsplatz für das neue bayerische Korps ungeeignet ist.

Die ersten Untersuchungen ergaben, dass die Gegend rund um Grafenwöhr für einen Exerzierplatz ungeeignet sei.

Nach einer zweiten Untersuchung wurde Grafenwöhr ausgewählt. Das Land, von dem vieles sumpfig ist, muss zuvor trocken gelegt werden und manche Straßen müssen neu verlegt werden, ehe militärische Strukturen aufgebaut werden können.

Die Stadt Grafenwöhr, die ihre Wurzeln mehr als 500 Jahre zurück verfolgen kann, hat etwa 950 Einwohner zu der Zeit, da Prinzregent Luitpold die Entscheidung für den Bau des Truppenübungsplatzes fällt. Das Schicksal der Stadt wird das kommende Jahrhundert unerbittlich mit der des Truppenübungsplatzes verbunden sein. Prinzregent Luitpold von Bayern genehmigt den Landkauf für das neue Übungsgelände und gemäß seinem Befehl wird es offiziell als „Truppenübungsplatz Grafenwöhr“ bezeichnet. Die Aufgabe die Anlage und die Baracken für den neuen Truppenübungsplatz zu entwerfen, wird an den Architekten Jürgen Sievers übergeben. Er plant die militärischen Anlagen im angenehm ins Auge fallenden fränkischen Fachwerkstil.

Die ersten 300 Bauern und Pächter, die in dem neuen Truppenübungsplatz leben, werden auf Kosten des bayerischen Staates ausgesiedelt. Als das deutsche Oberkommando den Truppenübungsplatz weiter ausbaut, werden mehr als drei Jahrzehnte später mehr als 3500 Einwohner zum Verlassen des sich erweiternden Übungsgeländes aufgerufen. Der Platz erreicht 1939 seine endgültige Größe von 234km . 4800 Soldaten und 1200 Pferde des III. Armeekorps kommen hier an. Die Bauarbeiten beginnen mit der Errichtung der Hauptstraßen, Gebäude, Baracken und Ställen.

Die ersten 300 Bauern und Pächter, die in dem neuen Truppenübungsplatz leben, werden auf Kosten des bayerischen Staates ausgesiedelt. Als das deutsche Oberkommando den Truppenübungsplatz weiter ausbaut, werden mehr als drei Jahrzehnte später mehr als 3500 Einwohner zum Verlassen des sich erweiternden Übungsgeländes aufgerufen. Der Platz erreicht 1939 seine endgültige Größe von 234km . 4800 Soldaten und 1200 Pferde des III. Armeekorps kommen hier an. Die Bauarbeiten beginnen mit der Errichtung der Hauptstraßen, Gebäude, Baracken und Ställen.

Eine erste offizielle Feierlichkeit mit Soldaten und örtlichen Zivilisten findet auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr statt. Gastgeber ist der Bürgermeister der Stadt. Die Errichtung des Truppenübungsplatzes ist ein Segen für die Stadt und die Umgebung. Das Militär braucht Versorgungsmaterial und Dienstleistungen. Der Zufluß an Kapital wie auch der Zuzug ausgebildeter Arbeiter feuern in der lokalen Wirtschaft ein fantastisches Wachstum an.

Vom Sommer 1909 an macht der Truppenübungsplatz der Stadt, von der er seinen Namen hat, in seiner Größe Konkurrenz. Neben den Truppenunterkünften, Küchen, Esshallen, Viehställen und dem Wasserturm, besitzt er auch ein schöne gestaltetes Offizierskasino und ein ansehnliches Wohnanwesen für den kommandierenden General. Die Schienenstrecke, die den Truppenübungsplatz mit dem Bahnhof der Stadt und darüber hinaus verbindet, wird fertig gestellt. Innerhalb des Übungsplatzes wird ein gut ausgebautes Schienensystem errichtet, um große Truppenzahlen und Material bewegen zu können.

Grafenwöhrs erster Kommandant, General Oskar Menzel, kommt auf dem Truppenübungsplatz an. Der Wasserturm, Wahrzeichen des Übungsplatzes wird fertiggestellt. Am 30. Juni 1910 wir die erste Artilleriegranate abgeschossen, von einer 15cm-Feldhaubitze. Das Bayerische Militärforsthaus wird errichtet.

Im Januar 1911 üben über 10.000 bayerische Soldaten auf dem neuen Grafenwöhrer Übungsgelände. Das bayerische Armeehauptquartier in München genehmigt das Üben mit einer neuen, modernen Waffe: das Maschinengewehr. Andere „moderne“ Waffen, die zu dieser Zeit auf dem Übungsplatz eingeführt werden: Ballons und Doppeldecker, beide werden vor allem zur Luftaufklärung verwendet. Der Soldatensold 1911: 41 Reichsmark (ca. 30 Euro, 2010)

Der typische bayerische Infanteriesoldat des Jahres 1912 war 18 Jahre alt, war des Lesens und Schreiben kundig und war in der Tradition des militärischen Wehr- dienstes aufgewachsen. Er trug eine schwere feldgrüne Jacke, Wollhosen, ein Koppel mit Munitionstaschen und Lederstiefel. Um den Hals hatte er eine Signal-Taschenlampe, als moderne Ergänzung der Ausrüstung

Um 1913 wurde der Grafenwöhrer Flugplatz, bezeichnet als „Flugfeld Hammergmünd“ angelegt. Es bringt die neue Wissenschaft der militärischen Fliegerei auf dem Übungsplatz ein. Im Frühjahr 1913 wird in Grafenwöhr eine der größten Militärübungen im Vorkriegs-Eurpoa abgehalten. 12.000 Soldaten, 540 Offiziere, 1.000 Pferde, 60 Maschinengewehre, 16 Flugzeuge und mehr als 300 Kampfpioniere nehmen daran teil.

Im Juni 1914: Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich wird von einem Attentäter in Sarajevo ermordet. Innerhalb weniger Wochen beginnen die großen europäischen Mächte die Mobilmachung. Der Militärfriedhof in Grafenwöhr wird 1914 für Kriegsgefangene aller Nationen errichtet, die hier im 1. Weltkrieg interniert sind. Dort werden Kriegsgefangene aller Nationen beerdigt.

Anfang 1915 wird ein zweiter General, General Hocheder, auf den Truppenübungsplatz abgeordnet, als Kommandeur des Gefangenenlagers. Ende 1915 waren mehr als 15.000 Gefangene in Grafenwöhr. Während ihrer Haftzeit in Grafenwöhr waren die Kriegsgefangenen außer- ordentlich fleißig. Sie arbeiteten an inneren Ausbauprojekten, Künstler schufen Skulpturen und Zeichnungen, spielten in eigenen Theateraufführungen und unterhielten eine Konzertgruppe. Es gab Werkstätten für Handwerker, die französischen Soldaten bauten sogar eine eigene Bäckerei auf. Das Denkmal, das die Gefangenen zu Ehren ihrer verlorenen Kameraden errichteten, bleibt ihr anhaltendes Vermächtnis.

Der Grabenkrieg im Westen führt zu einem Stillstand und einem Blutbad, als die Alliierten (Großbritannien, Frankreich, Rußland) und die Achsenmächte (Deutschland, Österreich-Ungarn etc.) in den Schützengräben feststecken. Dort wird der Erfolg eines Angriffes in Metern gemessen wird und die Verteidigung am Stehenbleiben und Überleben.

April Die USA erklären Deutschland und den Achsenmächten den Krieg. Zwei Monate später kommen General John J. Pershing und die ersten Truppen der Amerikanischen Expeditionskräfte in Frankreich an. September 1917 werden die ersten amerikanischen Soldaten in den Gräben an der Westfront eingesetzt. Das Kriegsglück wendet sich zugunsten der Alliierten. US-Truppen rücken an der Westfront vor. Doch erst 28 Jahre später, in einem weiteren Weltkrieg, werden die US-Truppen Deutschland erreichen.

April Das Kriegsgefangenenlager auf dem Truppenübungsplatz wird geschlossen. Während des Krieges waren Soldaten aller alliierter Staaten hier interniert, aber hauptsächlich eine große Anzahl Franzosen, Russen und Rumänen. Mai Uneinigkeit und Ungewißheit ausgelöst durch Entbehrungen und Unruhen führen zur Revolution in Deutschland. Im November wird in Berlin die Republik ausgerufen. Der Kaiser dankt ab und flieht in die Niederlande. November Am 11. November wird ein Waffenstillstand in Compiegne unterzeichnet. Es wird eine Waffenruhe erklärt, die praktisch den 1. Weltkrieg beendet. Bald darauf wird der Truppenübungsplatz Grafennwöhr zum Demobilisier- ungsstandort für die Bayerische Armee.

Juni Der Friedensvertrag von Versailles begrenzt die deutsche Armee auf 100.000 Mann und Offiziere. Zukunft und weitere Existenz des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr stehen in den Sternen. November Als Folge der Niederlage im 1. Weltkrieg und des Zusammenbruches der kaiserlichen Regierung sowie der öffentlichen Unruhen, wird der Truppenübungsplatz Grafenwöhr von einem Arbeiter- und Soldatenrat übernommen. Dieser setzt die Absetzung des Kommandeurs, General Oskar Menzel durch und wählt einen eigenen Kanditaten: den Sergeanten Herzog. Bei Ende des Krieges zählen die alliierten Verluste auf über 22 Millionen, das sind annähernd 52% aller Soldaten die mobilisiert worden sind. Die Achsenmächte, Deutschland und Österreich-Ungarn, die an zwei Fronten, Ost und West kämpfen mussten, erlitten insgesamt mehr als 37 Millionen Gefallene, das sind mehr als 66% aller mobilisierter Soldaten. Ob sie nun treu als Soldaten im Krieg gekämpft und gestorben sind, oder als erschütterte und gebrochene Überlebende aus ihm hervorgegangen sind, sie alle werden für alle Zukunft als die “verlorene Generation“ bezeichnet werden.

Als Folge der deutschen Niederlage im 1. Weltkrieg und der harten, von den Alliierten auferlegten Friedensbedingungen, wird der Truppenübungsplatz fast für immer geschlossen. Der Platz ist so sehr von Truppen verlassen, dass sogar 74 heimatlose zivile Familien in den leeren Baracken des Standortes einziehen und unter den wenigen verbliebenen Soldaten leben. General Hans von Seeckt wird Chef der Heeresleitung. Wenn auch nicht dem Namen nach, so ist er doch faktisch der Kommandeur der neuen Armee der Weimarer Republik, der Reichswehr. Er ist ein weitschauender militärischer Visionär, Er ist unbelastet von den veralteten und engstirnigen Strategien und Taktiken, die beiden Konfliktparteien eine komplette Generation und Deutschland den Sieg im Westen gekostet haben.

Leere Straßen und Ruhe auf den Schießbahnen. Auch die Stadt leidet unter der Nachkriegsdepression, die sich sogar auf die entlegene Region der bayerische Oberpfalz auswirkt.

Seeckt ersetzt den Kommandanten Ritter von Bram durch den Kriegsveteran Oberst Fritz Krummel als Lager-kommandant in Grafenwöhr.

November 300 km südlich des Truppenübungsplatzes kommt es zum Münchner Bürgerbräukellerputsch, ein versuchter Staatsstreich der aufstrebenden Nazi-partei, um die bayerische Regierung zu übernehmen. Der Putsch, geführt von General Ludendorff und dem politradikalen Adolf Hitler, wird nach tagelangen Straßenkämpfen unterdrückt. Infolge der wilden Inflation und Geldentwertung erreicht der Soldatensold im August 1923 die Höhe von über 12 Millionen Reichsmark. Die Währung verliert täglich an Wert und es ist schier unmöglich die Kaufkraft mit dem Warenwert und Dienstleistungen in Einklang zu bringen. In Grafenwöhr müssen die Bürger zum Tauschsystem für die Stadt Geschäfte zurückkehren und sie können das entwertete Geld verbrennen, damit sie es im Winter 1923/24 warm haben.

Anfangend 1924 und in den folgenden Jahren, sieht man auf dem Truppen- übungsplatz die ersten Soldaten bei experimentellen Übungen mit Anti Flugzeug- und Anti-Panzer-Waffen, wobei sie häufig Holzwaffen und Atrappen von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen nutzen. Dabei führen sie Schlachten mit nur kleinen Einheiten, wenigen Männern und Offizieren auf. Als Verlierer des letzten Krieges fühlte sich das deutsche Oberkommando frei neue Möglichkeiten auszuforschen und neue Potentiale der Panzerkriegsführung zu entwickeln. Diese gingen weit über deren Rolle im 1. Weltkrieg hinaus, wo sie nur eine Infanterieunterstützung zum Einbrechen in die feindlichen Linien darstellten. Als ein früher Vertreter des gepanzerten, mechanisierten Krieges mit schnell beweglichen Panzereinheiten, beginnt der junge Hauptmann Heinz Guderian die Möglichkeiten von Panzern als eigenständiger offensiver Waffe zu erforschen. Er tut dies auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Guderian wird in den kommenden 20 Jahren ein häufiger Gast auf dem Truppenübungsplatz und er wird ein Standard-werk über die Panzerkriegsführung schreiben, sein Buch: „Achtung Panzer!“ Auf Speichenradrahmen montierte Papp-Panzer bei einer Übung.

Nachdem die Neuorganisation der deutschen Streitkräfte in der ersten Hälfte des Jahrzehnts abgeschlossen ist, werden wieder verstärkt Truppen- übungen durchgeführt. Seeckt ernennt 1926 den Oberst Heinrich Curtze zum neuen Lagerkommandanten. Im Frühjahr 1926 beobachtet Seeckt eine Übung, bei der ein Zehntel der gesamten deutschen Armee teilnimmt. 600 Offiziere und 8.300 Soldaten üben auf dem Truppenübungsplatz. Bald darauf geht Seeckt in den Ruhestand. Als die alliierten Friedensbedingungen von Versailles die Reichswehr 1920 dazu zwangen, sich von 20.000 ihrer Offiziere zu trennen, achtete Seeckt darauf, daß die Elite von ihnen bei der Truppe bleiben konnte. Und was noch wichtiger ist, Seeckt achtete darauf, dass jeder Untergebener dazu ausgebildet war ein Bataillon zu führen und jeder Offizier eine Division.

1926 waren von den 100.000 Mann die Versailles der Armee erlaubte,"> 40.000 Unteroffiziere und jeder von ihnen wurde als dazu befähigt erachtet, Offizier zu werden. Der Bau des Artillerie-Beobachtungs turms auf dem Schwarzenberg (Bleidornturm) wird abgeschlossen.

Unter den vielen jungen Soldaten, die in diesem Jahrzehnt auf dem Truppenübungsplatz zu finden sind, ist auch der Hauptmann Walther von Reichenau, die Majore Heinz Guderian und Erich von Manstein, Oberst- leutnant Franz Halder und Oberst Gerd von Rundstedt und einige mehr. Sie alle entwickeln und perfektionieren die Strategien und Taktiken für den Blitzkrieg – zum Teil auch auf den Schießbahnen des Truppenübungs- platzes. Leutnant Claus von Stauffenberg, der später einer der Hauptakteure des deutschen Widerstandes gegen Hitler wird, ist 1927 ein häufiger Gast auf den Schießbahnen von Grafenwöhr.

April Bei den Reichstagswahlen 1928 stimmen weniger als drei Prozent für die NSDAP.

Die Weltwirtschaftskrise zu Ende des Jahrzehnts destabilisiert die deutsche Regierung. Verschiedene extreme politische Parteien von allen Seiten des ideologischen Spektrums, links, rechts und von der Mitte, erstarken bei der öffentlichen Unruhe. Die schlimmste von ihnen, die NSDAP, profitiert am meisten von den Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise.

Die US-Armee war in den 20er und 30er Jahren durch isolationistische Gedanken, Abrüstung und die große Wirtschaftsdepression in ihrer Entwicklung gehemmt. Nach dem September 1939, als Antwort auf das Erstarken des Nazismus und die japanische Expansion, wuchs die US-Armee beträchtlich, aber sie war nicht gut ausgerüstet oder auf den Krieg vorbereitet. Das US-Armee-Luftkorps wurde im Juni 1941 in die US-Armee Air Forces umorganisiert, doch sie blieben weiter dem Kommando am Boden unterstellt. Im Dezember 1941 hatten die US-Luftstreitkräfte etwa 12.000 Fugzeuge und 350.000 Mann. Der Krieg machte sie unabhängig und mächtig. 1940 startete Präsident Roosevelt ein 1 Milliarde-Dollar-Programm zum Aufbau des Militärs. Seestreitkräfte auf zwei Ozeanen wurden gebilligt wie auch eine erstmalige Einberufung von Wehrpflichtigen zu Friedenszeiten in der US-amerikanischen Geschichte. Im Juni 1941 war die Armee fast 1,5 Miliionen Mann stark. Doch Roosevelt beharrte weiter darauf, dass die USA noch nicht an den Kämpfen teilnehmen sollten und stattdessen das „Waffenarsenal der Demokratie“ bleiben sollten. Die unmittelbare amerikanische Antwort auf Pearl Harbor machten Schluß mit dem Waffenarsenal und große Veränderungen wurden nötig. Zum Glück für die USA war der Rahmen für das Wachstum der Zukunft zum großen Teil schon gesetzt.

Reichspräsident Hindenburg beauftragt Brüning erneut mit der Regierungsbildung. 10.10. Hindenburg und Brüning empfangen Hitler zu einer Unterredung. Brüning hofft, durch eine Kooperation mit Hitler den politischen Druck der "Nationalen Opposition" zu schwächen; Hitler seinerseits sieht in einer Zusammenarbeit die Möglichkeit, dem legalen Zugang zur Macht näher zu kommen. 11.10. "Harzburger Front": Auf Initiative Hugenbergs treffen sich in Bad Harzburg die Vertreter der "Nationalen Opposition" (NSDAP, DNVP, Stahlhelm, Reichslandbund und die Vereinigung Vaterländischer Verbände) zu einer Veranstaltung. Umrahmt von umfangreichen Aufmärschen ihrer paramilitärischen Verbände, betonen die Führer der äußersten Rechten ihren gemeinsamen Willen zum Sturz der Regierung.

Januar Die deutsche Regierung gibt bekannt, sie wolle nicht länger an den im Vertrag von Versailles verhängten Truppenbegrenzungen festhalten. Im Sommer 1932 bekommt General Guderian erstmals Gelegenheit zu Feld in Grafenwöhr mit echten hochentwickelten gepanzerten Fahrzeugen zu arbeiten. Er prüft seine Theorien zur raschen und geschickten Beweglichkeit und die Möglichkeiten Panzerbewegungen mit der Infanterie und Luftstreitkräften koordiniert ablaufen zu lassen. Als man ihn fragte, welche Eigenschaft er für die wichtigste bei der Ausbildung für Soldaten der neuen Panzerwaffe halte, sagte er: „Der nicht nachlassende Wunsch immer über alle anstehenden Hindernisse vorwärts zu kommen.“ „Beweglichkeit ist mindestens so wichtig, wenn nicht noch mehr, als Feuerkraft“ Geh. Heinz Guderian, „Achtung - Panzer!“

Januar Hitler wird zum Reichskanzler ernannt. Der Aufstieg der deutschen National- sozialisten findet hauptsächlich außerhalb Grafenwöhrs und seines Truppenübungsplatzes statt, er wird aber mehr als ein Jahrzehnt schwere Rückwirkungen auf die Stadt haben.

Der deutsche Reichspräsident Hindenburg stirbt. Reichskanzler Hitler überträgt unverzüglich die Präsidentenmacht auf sich selbst und bringt damit auch den militärischen Oberbefehl an sich. Alle Militärstandorte, auch der Truppenübungsplatz Grafenwöhr, sind ihm damit direkt unterstellt.

Januar Es wird wieder mit schwerer Artillerie auf dem Truppenübungsplatz geschossen. März Hitler führt die Militärdienstpflicht im Deutschen Reich wieder ein. Die Armee wächst von 100.000 Mann auf 550.000 Soldaten. Der Name wird von „Reichswehr“ in „Wehrmacht“ geändert. Umfang und Tempo der Übungen in Grafenwöhr wachsen explosionshaft.

Januar Auf Anweisung des Kriegsministeriums in Berlin findet eine Erweiterung des Grafenwöhrer Platzes statt. Um sich dem erstaunlichen Wachstum der wiedererstarkten Wehrmacht anzupassen, wird das Übungsgebiet auf das Doppelte vergrößert und rund 140 km werden nach Westen an das bestehende Lager angefügt. Über 3.500 Zivilisten werden aus der Übungsplatzzone ausgesiedelt. Ende 1937 ist die Bevölkerung aus 57 Dörfern und Weilern des Erweiterungsgebietes vollständig aus dessen neuen Grenzen entfernt. März 30.000 deutsche Soldaten marschieren in die entmilitarisierte Rheinprovinz ein. Frankreich, das die Besetzung leicht hätte stoppen können, überschätzt die deutsche Stärke und hält sich angesichts der gut ausgebildeten deutschen Truppen zurück. Dieselben Truppen, von denen viele durch die Tore des Grafenwöhrer Truppenübungsplatzes gegangen sind, werden weitermachen und ganz Kontinentaleuropa und große Teile der Sowjetunion in den kommenden fünf Jahren erobern.

Dezember Ende 1937 ist die Bevölkerung aus 57 Dörfern und Weilern des Erweiterungsgebietes vollständig aus dessen neuen Grenzen entfernt.

März Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich. Juni Hitler kommt zu einem zweiten Besuch nach Grafenwöhr und beobachtet eine Hindernisübung. Der Übungsplatz muß sich zu dieser Zeit vor keinem anderen Platz verstecken, was die Qualität an Gewehr und Maschinengewehr-Schießbahnen, Infanterie oder Panzer-Schießbahnen angeht. Außerdem besitzt er ein wirklichkeitsnahes Bunker – und Hindernissystem an dem sich das Überwinden von Verteidigungshindernissen üben läßt. November - Hitler ordnet die Reichskristallnacht an, ein brutales, rassistisches landesweites antisemitisches Pogrom voller Haß und Gewalt gegen Juden in ganz Deutschland. September Hitler besetzt das Sudetenland, im März 1939 auch die tschechischen Kernlande. Truppen die später einmal Rommels Afrikakorps bilden werden, üben in Grafenwöhr, auch wenn keine Aufzeichnungen existieren, daß Rommel selbst den Truppenübungsplatz wirklich besucht hat.

September – Hitler befiehlt den Angriff auf Polen. Der 2. Weltkrieg beginnt.

Die Blitzkrieg-Taktik, die zum Teil in Grafenwöhr entwickelt und getestet worden war, ermöglicht es der deutschen Armee Polen, Belgien, die Niederlande, Frankreich, Dänemark, Norwegen und Griechenland zu besiegen und zu besetzen. Die französische Armee - als die Beste in Europa, wenn nicht der Welt angesehen – wird zur Seite geräumt, die britischen Expeditionskräfte werden vernichtend geschlagen und können nur knapp über Dünkirchen entfliehen, alles in weniger als einem Monat nach Beginn der Wehrmachts-Angriffe.

Juni Der Angriff auf Rußland beginnt. Dezember Die USA treten dem 2. Weltkrieg bei, nachdem sie von japanischen Streit- kräften in Pearl Harbor angegriffen werden. Vier Tage später erklärt Hitler den USA den Krieg.

Die Spanische Blaue Division, mehr als 18.000 spanische Soldaten, viele von ihnen Kriegsveteranen des Spanischen Bürgerkrieges schwören einen Eid für Deutschland zu kämpfen. Sie kommen nach Grafenwöhr, um hier Uniformen, Ausrüstung und Ausbildung zu erhalten, ehe sie weiter in die Sowjetunion geschickt werden. Wie viele andere ausländische Truppen, die in Grafenwöhr ausgebildet werden, nimmt die Blaue Division an Aktionen bei der Belagerung von Leningrad und an anderen russischen Frontabschnitten teil. Das Regiment „Nordland“, drei ausländische skandinavische SS-Einheiten, die für Deutschland kämpfen, kommen in Grafenwöhr an. Sie bilden das Herz einer neuen freiwilligen SS-Panzer-grenadier-Division. Als die Nordland-Truppe ausblutet, sind nicht mehr alle Freiwilligen aus Nordeuropa. Über 1.200 rumänien-stämmige Deutsche verstärken ihre Reihen. Das Regiment wird schließlich an der russischen Front 1944 ausgelöscht.

Februar Die Schlacht um Stalingrad, die im Juli 1942 begonnen hatte, endet mit der Kapitulation der 6. Deutschen Armee. Dies ist einer der Hauptwendepunkte des 2. Weltkrieges. Zur selben Zeit besucht Albert Speer Grafenwöhr, um die Felderprobung des Panthers Ausf. D. zu beobachten, Deutschlands kraftvollsten Panzer dieser Zeit. Juni General Heinz Guderian, Inspekteur der Panzertruppen, besucht Grafenwöhr, um 250 Panzer vom Typ „Panther“ zu prüfen, ehe sie an die Ostfront abgestellt werden. Die 12.000 Mann starke italienische Division San Marco beginnt mit Übungen in Grafenwöhr.

April Benito Mussolini besucht das Lager Grafenwöhr, inspiziert die Division San Marco und beobachtet sie bei Übungen. Juni Der längste Tag: die größte Invasion der Weltgeschichte findet an den Stränden der Normandie in Frankreich statt. Amerikanische, britische und kanadische Truppen bilden einen Brückenkopf, sie brechen in Hitlers „Festung Europa“ ein. Nach heftigen Kämpfen wenden sie sich nach Osten um Paris zu nehmen. August Reichsführer SS Heinrich Himmler, Oberaufseher der Vernichtungslager und Chef der Gestapo besucht SS-Einheiten in Grafenwöhr. Bei seiner Rede, die er im örtlichen Kinotheater abhält, tritt er für Treue zum Regime und für den Rassismus ein. Dezember 1944 bis zum Januar 1945 Die Schlacht in den Ardennen."> Hitler schickt eine Viertel Million Soldaten in einen 130 km langen Abschnitt an der Westfront zu den Alliierten, bei tödlich kaltem Winterwetter. Mehr als 76.000 fallen in dem Gemetzel, doch sie gewinnen die Schlacht, treten zum Gegenangriff über und rücken weiter vor.

April Zwei alliierte Bombenangriffe finden gegen Stadt und Lager Grafenwöhr statt. Der erste Angriff wendet sich hauptsächlich gegen das Militärlager und verursacht dort große Menschenverluste. Nur durch Zufall verfehlen sie das Chemiewaffenlager nahe dem Übungsplatz, eines der größten in Europa. Drei Tage später unternehmen 203 Bombenflugzeuge einen zweiten Angriff. Sie werfen 1.300 Sprengbomben und 90.000 Brandbomben, die Grafenwöhr in einen schwelenden Aschehaufen verwandeln. Die amerikanische 3. Armee, kommandiert von George S. Patton zieht mit 100.000 Mann durch das östliche Bayern. Die deutschen Truppen bestehen aus wenigen Armee- und SS-Einheiten, unterstützt von einigen Ungarn. Sie versuchen etwas Widerstand aufzustellen, doch sie werden zur Seite geräumt oder in Gefangenschaft genommen. Mitte April besetzen amerikanische Truppen den Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Die Rote Armee nimmt Berlin ein. Hitler begeht Selbstmord. Mai Deutschland kapituliert am 8. Mai.

August Die Amerikaner beginnen mit Übungen in Grafenwöhr. Panzersoldaten besuchen Lehrgänge an der Panzerschule der 7. Armee in Vilseck, während Artillerie- und Infanterie-Einheiten sowohl in Grafenwöhr als auch in Wildflecken üben. Die US-Armee ist ein Jahr zuvor in Grafenwöhr eingezogen und hat fast unmittelbar danach damit begonnen, das Übungsgelände für sich zu nutzen. In den Nachwehen des Krieges wird in den Ruinen des Hauptlagers ein Kriegsgefangenen-Sammelstelle errichtet. 8.000 Mitglieder der Waffen-SS werden in Bernreuth gefangen gesetzt. Im Sommer 1945 finden US-Soldaten bei einer Inspektion des Geländes das größte je hergestellte Geschütz der Kriegsgeschichte, das Eisenbahngeschütz „Dora“. Es war auf Schienen unweit des Standortes abgestellt und kurz vor dem Einmarsch gesprengt worden.

Mai Die US-Constabulary (Schutzpolizei) errichtet ein Übungsgelände für die neu aufgestellten 370 und 371 Infantrie-Bataillone. Dazu wird das Gebiet zwischen Grafenwöhr und Vilseck verwendet und 1948 das Hauptquartier der US-Panzerschule in Vilseck errichtet. Es wird solange genutzt, bis die Kriegsschäden in Grafenwöhr repariert sind. Das besiegte Deutschland wird von den Alliierten in vier Zonen eingeteilt. Die amerikanische Zone besteht aus Bayern und Hessen und der nördlichen Hälfte des heutigen Baden-Württemberg.

Februar Kommunistischer Staatsstreich in der Tschechoslowakei. Juni Der Kalte Krieg beginnt. Die Sowjetunion unterbricht die Landverbindungen nach Westberlin wodurch unmittelbar die Berliner Luftbrücke ausgelöst wird. US - britische Luftstreitkräfte errichten eine Versorgungsverbindung mit Lebensmitteln und Brennstoffen in die belagerte Stadt, bis die Sowjets die Blockade ein Jahr später aufheben. August Der Truppenübungsplatz Grafenwöhr wird von der US-Armee offiziell wieder für Truppenübungen geöffnet.

April Die NATO wird aus der Taufe gehoben. Die Organisation mit ihrem Hauptquartier in Brüssel errichtet ein gemeinsames Verteidigungssystem wobei die Mitgliedstaaten sich zu, gegenseitiger Verteidigungshilfe verpflichten. Zu den Unterzeichnerstaaten gehören Belgien, Kanada, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal und die USA. Mai Zusammengesetzt aus den drei westlichen Besatzungszonen und West-Berlin, wird die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Damit setzt man sich von der sowjetischen Besatzungszone ab und Bonn wird zur Hauptstadt gemacht. August Die Sowjetunion testet ihre erste Atombombe. Oktober In Ostdeutschland wird die Deutsche Demokratische Republik errichtet, die Berlin zu ihrer Hauptstadt macht.

Mai General Dwight D. Eisenhower „Ike“ besucht Grafenwöhr während seiner letzten Woche als NATO-Ober-kommandierender. Eine Woche spatter kehrt er in die USA zurück, um für die Präsidentschaft zu kandidieren. Juni Mit dem Einmarsch kommunistischer Streitkräfte in Südkorea beginnt der Korea-Krieg. Nach anfänglichen Niederlagen und Rückschlägen können die US- und UN-Streitkräfte, die mit den Südkoreanern kämpfen, die Invasion zurückweisen und nach Norden bis an die chinesische Grenze zurücktreiben. Im Juni 1953 wird ein Waffenstillstands-Abkommen unterschrieben. November Die 1947 außer Dienst gestellte 7. US-Armee wird wieder aufgestellt.

Juni Das V. und das VII. Korps kommen nach Europa und werden der 7. Armee unterstellt. Zwischen 1951 und 1953 verändern große Bauprojekte wieder einmal das Aussehen des Truppenübungsplatzes. Die Kasernen in „Tunisia“, „Cheb“, „Kasserine“ und die Lager Aachen, Algiers und Normandy kommen hinzu. Diese Anlagen können zusammengenommen mehr als 42.000 Mann aufnehmen.

Den Soldaten in Grafenwöhr werden während der gesamten Kalten-Kriegs- Jahre im Lagerkino regelmäßig Unterrichtsfilme gezeigt. Die in den frühen 1950er Jahren entwickelte Honest John-Rakete war unter dem Modellnamen M31 die erste nukleare US-Gefechtsfeld- Unterstützungswaffe. Auch wenn sie das Erscheinungsbild einer Lenkrakete hatte, war sie doch eine ungelenkte, freifliegende Artillerierakete. Übungsschießen, wie das hier in Grafenwöhr gezeigte, wurden mit gewichtsgleichen Sprengkopf-Atrappen durchgeführt.

März Der sowjetische Generalsekretär und Vorsitzende des Ministerrates Josef Stalin stirbt. 17. Juni: Volksaufstand in der DDR. Unzufriedenheit mit dem herrschenden Regime führt zum Volksaufstand in der DDR, den Deutsche Volkspolizei und sowjetische Truppen niederschlagen; die erste geplante Briefmarke der DDR mit dem Abbild von Walter Ulbricht wurde deshalb nicht veröffentlicht. November Die Bundesrepublik Deutschland verzichtet im Interzonenverkehr in Absprache mit den westlichen Alliierten auf die Durchführung von Grenzkontrollen.

Grafenwöhr um 1954: das größte US-Übungsgelände außerhalb des amerikanischen Festlandes. Oktober Mit den Pariser Verträgen wird die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland und die Aufnahme in die NATO beschlossen.

Mai Die Sowjetunion errichtet den Warschauer Pakt, eine Militär-Organisation aus acht Nationen, die von der Sowjetunion gegründet und gefördert wird. Er bildet den kommunistischen Block, der der NATO gegenüber steht. November Die deutsche Bundeswehr wird offiziell gegründet. Westdeutschland schließt sich der NATO an.

Juli Westdeutschland führt die Wehrpflicht ein und stellt Bundeswehrtruppen auf. Einen Monat später kommen die ersten Bundeswehrsoldaten zur Übung in Grafenwöhr an und werden im Lager Normandy untergebracht. Obwohl die ursprünglichen Pläne der Bundeswehr getrennte Standorte verlangt hatten, führt die US-Seite schnell ein Mitnutzungs-Abkommen ein, das die Lager Algiers und Normandy für gemeinsame Übungen öffnet.

Januar US-Truppen aus ganz Mitteleuropa, auch die in Frankreich stationierten, nutzen zu dieser Zeit den Truppenübungsplatz Grafenwöhr. August Bundeswehr-Soldaten und Panzer nutzen die Grafenwöhrer Schießbahnen. Oktober Nach der ungarischen Entscheidung, sich aus dem kommunistischen Warschauer Pakt zurückzuziehen, marschieren Truppen der Sowjetunion in Ungarn ein und besetzen die Hauptstadt Budapest. Einige Wochen lang hält der ungarische Widerstand in Straßenkämpfen an, bis er endgültig von sowjetischen Soldaten und Panzern niedergeschlagen wird.

November Der Gefreite Elvis Presely, der King of Rock´n´Roll, besucht Grafenwöhr für sechs Wochen für Winterübungen mit seiner Einheit.

1958 bis 1959 Ein von neuem umorganisierter Standort Grafenwöhr wird zum Hauptquartier des Übungszentrums der 7. US-Armee. Mit der Wiedereinrichtung des Hauptquartiers des neuen Zentrums in Grafenwöhr kommt es zu weiteren Veränderungen: Das Gebiet bei Vilseck wird zur Schule für verbundene Waffen der 7. US-Armee. Zur gleichen Zeit wird der 60 km südlich gelegene Truppenübungsplatz Hohenfels mit seinen 160 km² dem neuen Übungszentrum unterstellt. Damit wird das Ubungszentrum der 7. US-Armee der größte Übungskomplex in Westdeutschland.

Februar Elvis Presley kommt ein zweites Mal zur Übung und zur Teilnahme am NATO-Manöver „Winter Shield“, an dem 60.000 Mann der US-Armee und der deutschen Bundeswehr teilnehmen, nach Grafenwöhr. Elvis, jetzt im Rang eines Sergeants, geht seinen Weg ohne Sonderbehandlung und tut seine Pflicht. Allen Berichten zufolge erweist er sich als hervorragender Soldat. Seine Freizeit genießt Elvis in der Stadt, nicht weit von der Lagerwache entfernt. Bei Ausflügen teilt er zahllose Autogramme aus und halt geduldig ab für Fotos mit seinen deutschen Fans.

August Mitten in der Nacht zum 13. August bauen Einheiten der ostdeutschen Nationalen Volksarmee einen Stacheldrahtzaun entlang der 170 km langen Grenze zu den Westsektoren Berlins auf. Später wird aus dauer- haftem Beton die rund 4 Meter hohe „Berliner Mauer“ aufgerichtet. Oktober Auf dem Höhepunkt der Krise: Sowjetische und amerikanische Panzer stehen sich am Checkpoint Charlie in Berlin gegenüber. Der General der 3. Panzer-Division Creighton Abrams, auf einem Foto für das Cover des TIME-Magazins, aufgenommen in Grafenwöhr.

Juni Die 7. US-Armee in Europa (USAREUR) erreicht ihre größte Stärke mit einem Personal von 277.342 Personen. Oktober In einer vom Fernsehen übertragenen Rede spricht Präsident Kennedy auf dem Höhepunkt der Kuba-Raketenkrise aus dem Oval Office zur ganzen Welt. Die US- und NATO-Militärtruppen gehen auf DEFCON-4, den höchsten Alarmzustand.

Juli Eine dauerhafte, rund 4 Meter hohe Mauer wird um Westberlin gezogen. Sie ersetzt die Barrikaden aus Steinen und Stacheldraht, die die Stadt seit 1961 trennen.

Mitte der 60er Jahre liefert USAREUR seinen personellen Beitrag zum Vietnamkrieg. In Grafenwöhr werden die Lehrgänge so verändert, dass sie Übungen und Taktik im Dschungelkrieg und für den Anti-Guerillakampf mitanbieten.

Januar Wehrdienstleistende erhalten ab sofort 2,70 DM anstelle von 2,30 DM Sold pro Tag. Juni Die Ergänzung des Grundgesetzes um eine Notstandsverfassung scheitert im Deutschen Bundestag an der nötigen Zweidrittel-Mehrheit.

Januar Der französische Präsident Charles de Gaulle erklärt seine Absicht, die französischen Truppen aus der NATO zurückzuziehen. Die USA müssen ihre Basen in Frankreich bis Ende des Jahres verlassen. Infolgedessen werden USAREUR und das Hauptquartier der 7. US-Armee 1967 in Heidelberg zusammengefasst. Alliierte damals und jetzt: Bundeswehrtruppen heißen US-Einheiten willkommen, die von Frankreich nach Deutschland verlegt werden.

Mai Präsident Johnson verkündet Pläne zum Rückzug zweier Divisionen aus Europa.

August Die Sowjetunion marschiert zum zweiten Mal in der Tschechoslo- wakei ein. Sie schickt 200.000 Ostblock-Soldaten um politischen Reformen und der Freiheit Einhalt zu gebieten und sorgen für einen Regimewechsel sowie eine neue Regierung, die sich enger an die Vorgaben des Kreml hält.

Januar Die größte NATO-Übung, die je in Europa stattfindet, das erste Reforger-Manöver (Return of FORces to GERmany) beginnt. Etwa 12.000 US-Soldaten werden von ihren US-Standorten angeflogen, um sich den 220.000 Männern der 7. US-Armee in Westdeutschland anzuschließen. Dazu kommen 96 F-4-Kampfbomber aus US-Basen nach Westdeutschland zur Teilnahme. Die sowjetische Nachrichtenagentur Iswestja beschreibt Reforger als „ein neuer Schachzug des Westens um die Spannungen in Europa zu erhöhen“. Die Übung wird in Bayern in Grafenwöhr abgehalten, nur 40 km von der Grenze zur Tschechoslowakei. Die sozialen Unruhen der späten 60er Jahre in den USA bestimmen die Schlagzeilen - in der amerikanischen Heimat wie auch in Europa.

Februar Der Verteidigungsminister unter Präsident Nixon, Melvin Laird, besucht Grafenwöhr, wo er sich mit dem deutschen Verteidigungsminister und späteren Kanzler Helmuth Schmidt trifft. Mai Das M16A1-Gewehr, die Panzerabwehrlenkwaffe TOW, der Kampf- hubschrauber Cobra und der Aufklärungshubschrauber Kiowa kommen zum Waffenarsenal der US-Truppen in Europa hinzu. Eine historische Anmerkung: Jeder deutsche Kanzler aus der Zeit des Kalten Krieges, ausgenommen Konrad Adenauer, besucht in der einen oder anderen amtlichen Stellung den Truppenübungsplatz Grafenwöhr zwischen 1947 und 1991.

November Eine Studie zur Umorganisierung des Pentagon schlägt vor, zusätzliche Kampfeinheiten nach Europa zu schicken.

1972 bis 1973 – Die Aufgaben des Übungszentrums der 7. US-Armee werden erweitert. Es ist nun für alle USAREUR-Personallehrgangs- aufgaben in Europa zuständig. Die Kampfunterstützungskurse des Kampfunterstützungs-Übungszentrums in Oberammergau werden an die Rose Barracks in Vilseck verlegt. April Die Terrorgruppe „Rote Armee Fraktion“ verübt einen Bombenanschlag auf das Hauptquartier des V. Korps und den Terrace Club in Frankfurt. Einen Monat später wird die RAF auch das USAREUR-Hauptquartier in Heidelberg mit Sprengstoffanschlägen angreifen.

Januar Der Grundwehrdienst in der Bundesrepublik Deutschland wird von 18 auf 15 Monate verkürzt.

Dezember Gipfeltreffen in Paris. Gründung des Europäischen Rats. Beschluss zur Schaffung einer Wirtschafts- und Währungsunion.

Januar Das 3. Bataillon der 509. Infanterie-Division wird in den Lee Barracks in Mainz aufgestellt und im September nach Vicenza in Italien verlegt. Zur gleichen Zeit werden die 8. Infanterie-Division und das 1. und 2. Bataillon der 509. Infanterie aufgelöst und durch zwei motorisierte Bataillone ersetzt, wodurch die gesamte Division nun vollkommen motorisiert ist. Das Jahr 1975 bezeichnet das Ende der größten Logistik-Organisation der US-Armee. Das US-Kriegsschauplatz-Unterstützungskommando zieht seine Fahnen ein. Das Kommando besteht aus mehr als 69.000 amerikanischen und einheimischen Zivilisten, die mehr als 400.000 US-Soldaten in Europa und dem Nahen Osten unterstützen.

Juli Aus dem Übungszentrum der 7. US-Armee wird das Übungskommando der 7. US-Armee (7th ATC). Es wird am 1. Juli 1976 eingerichtet und ist verantwortlich für die Übungsplätze Grafenwöhr und Hohenfels, das Übungs- zentrum für verbundene Waffen in Vilseck und alle Ausbildungs- Unterstützungs- aktivitäten in Europa. Das Kommando fördert und organisiert Übungen, einschließlich der Entwicklung von Konzepten, Anforderungen und Bewertungen über den Ausbildungsstand. August Ein Übertragungssicherungsprotokoll (TCP) das für das Versenden von Daten im modernen Internet bedeutsam ist, wird 1976 eingeführt. Dieser Durchbruch führt zu einem explosionsartigem Wachstum auf dem neuen technologischen Feld des Informationsaus tausches, eine Tatsache, welche die Armee sehr schnell wahrnimmt. Vier Jahre später erfindet Radia Perlman den Spannbaum-Algorithmus, der es erlaubt getrennte Netzwerke wirksam zu verbinden. Ohne gut funktionierende Brückenverbindungen wäre ein großräumiges Netzwerk wie das Internet des neuen Jahrtausends unmöglich.

Januar RAF-Terroristen greifen die Armeekasernen der 42. Artillerie-Brigade in Gießen mit Bomben an. Bei einem anschließenden Feuerkampf werden einige RAF-Angehörige getötet. August Das Erdkampfflugzeug A-10 kommt in Europa an und wird für die internationale Presse auf dem Übungsplatz Grafenwöhr auf Herz und Nieren geprüft. Die A-10, liebevoll auch „Warzenschwein“ genannt ist eine tödliche Panzervernichtungswaffe und dient der Infanterieunterstützung.

August Eine polnische Tupolew Tu-134 wird auf dem Weg von Danzig nach Schönefeld (Ost-Berlin) von zwei DDR-Bürgern entführt und in Tempelhof (West-Berlin) zur Landung gezwungen. Von den 62 Passagieren nutzen neun DDR-Bürger die Gelegenheit zur „Republikflucht“.

Juni In Wien unterschreiben Generalsekretär Leonid Breschnew für die UdSSR und US-Präsident Jimmy Carter die SALT-II-Verträge zur Begrenzung der nuklear- strategischen Waffensysteme beider Staaten. Der US-Senat verweigert später die Ratifizierung des Vertragswerkes. Auf Alexander Haig, den NATO-Oberbefehlshaber in Europa, wird am Morgen von der RAF ein Mordanschlag in Belgien verübt, der misslingt. Dezember Die Sowjetarmee marschiert in Afghanistan ein.

Die Operation „Real Train“ beginnt auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels. Der M603A-Panzer, der daran teilnimmt, gehört zu den am weitesten entwickelten der M60-Serie, er wird aber später, 1984, durch den M1 Abrams ersetzt.

1981 bis 1993 erweitert und vergrößert die US-Armee die Rose Barracks, das Südlager des Grafenwöhrer Übungsgeländes. Die Gesamtkosten für Renovierungen und Erweiterungen übersteigen 1 Milliarde US-Dollar. September Die RAF führt in Heidelberg mit einer Panzerabwehrrakete einen fehlgeschlagenen Anschlag auf das Auto des Oberkommandierenden der US-Truppen in Deutschland, Frederick J. Kroesen, aus.

Aus der Zeitschrift „Spearhead“: Eine 20cm-Haubitze des 1. Bataillons der 40. Feldartillerie feuert aus seiner getarnten Stellung auf dem Truppenübungsplatz, um anschließend die Panzerstraße entlang, zu einer weiteren Feuerstellung zu rollen.

Die ersten M2/3 und MLRS (M270-Mehrfachraketenwerfer) üben in Grafenwöhr. Die M270 ist eine sehr bewegliche Waffeneinheit, die für die für die Taktik des „Feuerns und Abhauens“ bestens geeignet ist. Sie kann ihre Raketen rasch abfeuern und unmittelbar danach abziehen, um so dem feindlichen Feuer der gegnerischen Artillerie zu entgehen.

1984 bis 1985: Die ersten M1A1-Panzer kommen zur Truppenerprobung nach Grafenwöhr.

August Größere Umbauten und Verbesserungen der Grafenwöhrer Anlagen werden abgeschlossen, alle Schießbahnen werden nach einem neuen Nummernsystem bezeichnet. Ein VW-Bus, vollgepackt mit Sprengstoff explodiert auf einem Parkplatz, unweit des Gebäudes des Standortkommandanten auf der Rhine-Main Air Base bei Frankfurt. Zwei Luftwaffenangehörige werden getötet. Drei Monate später werden 34 Menschen verletzt, als vor dem überfüllten amerikanischen Militär-Einkaufszentrum in Frankfurt eine Autobombe explodiert.

SIMNET, ein weltweites Netzwerk mit Fahrzeugsimulationen und Anzeigen zur Gefechtssimulation in Echtzeit wird von der DARPA (Forschungsabteilung des US-Verteidigungsministeriums) 1985 zur Erprobung ausgegeben. SIMNET wurde schließlich seit 1987 allgemein verwendet und bis weit in die 1990er Jahren benutzt, bis Nachfolgeprogramme dazu online gestellt wurden. April 1986 Im Atomreaktor von Tschernobyl in der Sowjetunion kommt es zu einer Kern- schmelze und die Explosion gibt eine gefährliche radioaktive Wolke in die Atmosphäre über Osteuropa und Skandinavien ab. Die Folgen der Katastrophe sind jahrzehntelang spürbar.

Juli Die sowjetischen Truppen ziehen sich aus Afghanistan zurück. Ein Bürgerkrieg verschiedener Stämme und rivalisierender Gruppen schließt sich an.

In Hohenfels wird ein Manöverkampf-Ausbildungzentrum errichtet.

November Die Freiheit gewinnt die Oberhand. Nach Wochen ziviler Unruhen gibt die ostdeutsche Regierung bekannt, dass ihre Bürger nach Westen reisen dürfen. Sie lösen dadurch eine flutartige Reisewelle von Ostdeutschland nach Westen aus und bringen dadurch die ein Vierteljahrhundert zuvor errichtete Berliner Mauer zu Fall.

Januar Die kommunistischen Regierungen in der Tschechoslowakei, Bulgarien und Rumänien fallen. Sie kennzeichnen das Ende des Sowjetimperiums in Europa. Lettland und Estland erklären sich zwei Monate später für unabhängig. Fast 7.000 Soldaten versammeln sich südlich von Nürnberg, 100 km von Grafenwöhr entfernt, für „Centurion Shield“, das letzte Reforger-Manöver. August Saddam Hussein marschiert in Kuwait ein. Die USA antworten mit der Operation „Desert Shield“. Beim Ausbildungskommando der 7. US-Armee beginnen Truppen- übungen für den Aufmarsch. November Das VII. Korps (1. Infanterie-Division, 1. und 3. Panzer-Division und das 2. gepanzerte Kavallerie-Regiment) marschiert nach Südwestasien ab, wo es im „Krieg der 100 Stunden“ bei der Befreiung Kuwaits eine Schlüsselrolle spielt.

Februar Die Operation „Desert Storm“ beginnt. Binnen einer Woche verdrängt die US-geführte Koalition die irakischen Truppen aus Kuwait und zurück über die Grenze in den Irak, wo sie 250 km südlich von Bagdad zum stehen kommen. Juni Jugoslawien beginnt zu zerfallen. Das Dayton-Abkommen beendet den ethnischen Krieg fünf Jahre später, im Dezember 1995. August Die Unteroffiziersschule der 7. US-Armee wird verlegt und wird zu einer festen Einheit auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Dezember Michail Gorbatschow verkündet die Auflösung der Sowjetunion, Amerikas Gegner im Kalten Krieg.

Die 7. US-Armee in Europa beginnt mit Streitkräfte-Reduzierungen in Deutschland. Militäranlagen und Wohngemeinschaften werden geschlossen. Einheiten kehren in die USA zurück oder werden aufgelöst. Die Bereichsunterstützungsteams in Amberg und Bindlach werden als Teil des europaweiten Abbaues geschlossen. Die alliierten Landstreitkräfte der NATO in Mitteleuropa (LANDCENT) sind ab Juli 1993 beim USAREUR-Hauptquartier in Heidelberg einsatzfähig. Deren Stab besteht aus sieben Nationen: Belgien, Kanada, Dänemark, Deutschland, die Niederlande, Großbritannien und den USA. Truppen dieser Nationen werden auf den Schießbahnen in Grafenwöhr in den nächsten Jahren zu Stammgästen.

Es ist eine statistische Besonderheit. Erstmals in der Geschichte gibt es [bei der US-Armee] mehr Ruheständler im Militär als aktives Dienstpersonal. Die Zahlen ergeben sich infolge des radikalen Truppenabbaues bei der US- Armee, der vor allem in Deutschland zum Ende des Kalten Krieges zum tragen kommt.

Das Ausbildungskommando der 7. US-Armee hält die, bis zu diesen Zeitpunkt größte, technologisch höchst komplexe, mit vernetzten Computern unterstützte, Truppenübung „Atlantic Resolve“ ab. Sie löst die jährlichen Reforger-Übungen ab. Das 283. Standort-Unterstützungskommando stellt seine Arbeit ein und der Truppenübungsplatz Wildflecken wird an Deutschland zurückgegeben.

Dezember Bei einem Versuch, eine friedliche Lösung des anhaltenden ethnischen Konflikts auf den Balkan zu erzwingen, werden 20.000 amerikanische Soldaten für die Operation „Joint Endeavor“ nach Bosnien abgestellt. In den ersten drei Monaten der Operation absolviert die US-Air Force 3.000 Flüge, transportiert mehr als 15.600 Soldaten und sendet über 30.100 Tonnen an Fracht. Viele der Kampf- und Kampfunterstützungs-einheiten haben in Grafenwöhr geübt und sind dann von dort direkt auf dem Luftweg auf den Balkan transportiert worden. Im selben Monat begibt sich die Task Force Eagle nach Bosnien, mit ihr von der Südeuropäischen Task Force das 3. Bataillon und die 325. Infanterie als Vorkampfgruppe und die 1. und 2. Brigade der 1. Panzer-Division als Haupttruppe. Oktober Die Militärgemeinde in Nürnberg wird geschlossen und an Deutschland zurückgegeben.

Januar Das ganze Jahr über nimmt das Übungskommando der 7. US-Armee an der Task Force Eagle teil. Es wird, ehe es zur Operation “Joint Endeavor” weiterzieht, bei Friedensunterstützungsoperationen eingesetzt. Das JMTC (Vereintes Multi- nationales Ausbildungskommando) behält als Teil der Operation „Joint Guard“ eine aktive Rolle bei der Ausbildung von Einheiten und Soldaten, die auf den Balkan abgestellt werden. Gleiches gilt für Abstellungen nach Albanien, Mazedonien und in den Kosovo im Rahmen der Operation „Joint Guardian“. September Nach Jahren des Bürgerkrieges fallen Kabul und ganz Afghanistan unter die Kontrolle der extremistischen Taliban. Deren Auslegung der islamischen Gesetze läßt sie unverzüglich Musik, Sport, Tanz und die Schulbildung für Frauen verbieten. Juni Die NATO stellt die KFOR-Truppe (Kosovo Force) auf, um in der Balkanprovinz für Stabilität zu sorgen. Von USAREUR wird die Task Force Falcon als Kerntruppe dieser multinationalen Brigade abgestellt.

Die Planungen für den Aufbau eines Vielzweck-Schießbahn Komplexes auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr beginnen. 1997-2000: Der allgemeine Truppenabbau erzwingt die Schließung vieler US-Standorte in Deutschland. Mit wenigen Ausnahmen werden die Standorte an Deutschland zurückgegeben.

Juni Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verlangt das Mandat der Friedenstruppe SFOR.

Mai Die NATO wird 50. Die Modernisierung und Erweiterung der Schießbahn 117 in Grafenwöhr ist abgeschlossen. Sie ist nun auf die ballistischen Erfordernisse der M1A2-Panzer angepaßt. In ähnlicher Weise wird die Schießbahn 204 modernisiert und erweitert, um den Anforderungen für das Kampffahrzeug Bradley in der Operation „Desert Storm“ zu genügen. Die Einführung der neuen M109A6 Paladin-Haubitze und der deutschen Haubitze 2000 führen zu neuen Abläufen und Schießgeländen, um ein realistischen Ausbildung and diesem neuen Artilleriesysteme zu ermöglichen. März Die Operation „Allied Force“, der NATO-Kampfeinsatz gegen Serbien beginnt. USAREUR stellt die Task Force Hawk nach Albanien ab, um den Einsatz zu unterstützen.

Januar Zu Beginn des Jahrtausends hat der Abbau amerikanischer Truppen nach der deutschen Wiedervereinigung zur Schließung vieler amerikanischer Standorte in Deutschland geführt. Auf höchste Ebene im Pentagon wird wieder einmal darüber diskutiert, ob der Truppenübungsplatz Grafenwöhr möglicherweise geschlossen wird, oder ob er für die US-Armee in Europa zu- künftig weiter wichtige Dienste leistet. Zur Jahrhundertwende kann man die beiden wichtigsten Städte, die den Truppenübungsplatz umgeben, Grafenwöhr und Vilseck, als typische, bodenständige bayerische Städte ansehen. Sie besitzen allerdings einen bedeutenden Anteil an gut integrierter, amerikanischermilitärischer Bevölkerung.

September Am 11. September findet eine Serie von koordinierten Selbstmord-Angriffen von Al-Kaida auf die USA statt. 19 Al-Kaida-Fanatiker steuern vier Flugzeuge in das World-Trade-Zentrum, das Pentagon und ein Feld in Pennsylvania. Es sterben insgesamt 2.974 Menschen bei diesen Angriffen, die große Mehrheit davon sind Zivilisten. Oktober Als Antwort auf die Angriffe des 11. September beginnen die USA mit der Operation „Enduring Freedom“, die Invasion und Befreiung von Afghanistan von Al-Kaida und den Taliban.

Januar Der Euro wird in 12 Staaten der Europäischen Union als gemeinsame Währung eingeführt. Februar Deutschland übernimmt eine führende Rolle beim Aufbau der Polizei in Afghanistan.

März bis April 2003 : Die Operation „Iraqi Freedom“ beginnt mit dem Angriff von US-Armee und Marines von Kuwait aus in den Irak. Die 173. Luftlande-Brigade unternimmt im Irak den größten Luftlande-Kampfeinsatz seit dem 2. Weltkrieg. Bagdad wird in nur 16 Tagen nach Beginn der Operation „Iraqi Freedom“ eingenommen. Die 1. Panzer-Division marschiert in den Irak ab, woraus sich ein 15 monatiger Kampfeinsatz entwickelt. September USAREUR stellt das EBG-Programm (Efficient Basing Grafenwoehr) vor. Dies ist eine Initiative der US-Armee zur Vereinigung von Kommando- und Kontroll-Hauptquartieren für Einheiten aus Bataillonen der US-Armee, Umorganisationen bei USAREUR in Wiesbaden und Grafenwöhr sowie Aviano in Italien. Das EBG-Programm steigert die Übungsschnelligkeit, verbessert den Schutz der Truppen und versorgt Soldaten und Familien mit neuen oder renovierten Unterkünften und Einrichtungen. Der Plan umfasst großräumige Renovierungen auf dem Truppenübungsplatz. Nach Jahren der Entwicklung hat die US-Armee kürzlich eine neue Uniform enthüllt, genannt ACU (Army Combat Uniform). Sie wird im Herbst 2005 für alle stationierten Truppen zur Einheitsuniform.

Februar Die ersten Sprengkörper-Bekämpfungsübungen beginnen in Grafenwöhr. April Im Grafenwöhrer Südlager bei Vilseck beginnt ein 600 Millionen Dollar teures Umbauprogramm. Es soll von einer 1.000-Soldaten Garnison mit 2.000 Familienmitgliedern auf eine geplante Brigadegröße von mit 4.500 aktiven Soldaten und 7.000 Familienmitgliedern wachsen. November Die Mission Task Force Eagle (Balkan-Mission) wird an die Europäische Union übergeben.

Der älteste Freund des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr war immer schon die Stadt Grafenwöhr selbst. Seit über 100 Jahren finden Soldaten aus allen Ecken der Erde, die nach Grafenwöhr zur Ausbildung oder um hier zu leben gekommen sind, ein herzliches bayerisches Willkommen bei der Bevölkerung. Eine ähnliche offene und freundliche Aufnahme findet man auch in den anderen Gemeinden rings um den Truppenübungsplatz, das gilt für Weiden im Osten, wie auch für Amberg im Süden. In den Erinnerungen der amerikanischen Soldaten aller Generationen erhält das Land Bayern immer einen besonderen Platz. September Das Ausbildungskommando der 7. US-Armee ändert seinen offiziellen Namen in „Gemeinsames Mutinationales Ausbildungskommando“ (JMTC). Damit soll ihre Schlüsselrolle bei der Unterstützung der NATO in Europa unterstrichen werden. Das Kampfausbildungszentrum in Hohenfels wird zum Gemeinsamen Multinationalen Bereitschaftszentrum. Zur gleichen Zeit bildet die Unteroffiziersschule der 7. US-Armee beim JMTC hunderte Unteroffiziere aus verbündeten und Partnerländern aus. Diese Unteroffiziere studieren und üben gemeinsam mit US-Soldaten in Truppenführerkursen. Gleichzeitig wird dadurch ein professionelles Unteroffizierskorps bei den Partnerarmeen gebildet. Das Kampfausbildungszentrum (CMTC) in Hohenfels wird zum Gemeinsamen Multinationalen Bereitschaftszentrum (JMRC) umgeformt.

Ein anderer alter Freund des Truppenübungsplatzes in den berühmten letzten 100 Jahren war die deutsche Bundesforstverwaltung. Seit 1910 sorgt das Forstamt von Grafenwöhr für Orientierung und Wirtschaftsverwaltung und sie kümmert sich auf den Schießbahnen zum den Schutz der Fische und des Wildes (es gibt einige gefährdete Arten, die nur noch auf den geschützen Schieß- bahnen bei Grafenwöhr leben). Ebenso gehört intelligentes Waldmanagement, die Überwachung giftiger Substanzen, Bodenerosion und eine anhaltende Beobachtung des Einflusses militärischer Operationen auf die Umwelt zu deren Aufgaben. Natürlich kümmert sich das Forstamt um die Ausbildung in Sachen Umweltschutz und spricht damit für die ökologischen Anliegen der Grafenwöhrer Kommandeure und für die der gesamten Öffentlichkeit. April 3.500 Soldaten des 2. Gepanzerten Kavallerie-Regiments (Stryker) rücken in Vilseck ein. Durch diesen Zustrom verdoppelt sich die dort ansässige Bevölkerung.

Oktober Das US-Afrika-Kommando wird aufgestellt. Für Grafenwöhr werden einige Schießbahnprojekte genehmigt, mit denen nach Plänen des Armee ministeriums die Häuserkampf Ausbildung gefördert werden soll. Eine Häuserkampf-Kampfbahn, ein 360 -Rundum-Schießgebäude und eine Stadtbreschen-Anlage werden zu bauen begonnen. Das Feueranschlagsgebäude ist bereits fertig gestellt. Die Nutzung für NATO und Partnerschaft für Frieden wird durch die Ausbildung britischer, holländischer, belgischer, dänischer, deutscher, slowakischer, slowenischer und tschechischer Truppen ausgebaut. Die Verwendung von Überwachungs Flugdrohnen wird auf dem Truppen- übungsplatz eingeführt.

Januar Zu dieser Zeit sind beim JMTC Grafenwöhr fast 3.900 ortsansässige Deutsche angestellt. Die Löhne und Gehälter machen jährlich fast 160 Millionen Euro aus und die Verträge mit ansässigen Firmen belaufen sich auf 250 Millionen Euro jährlich. Die amerikanische Kaufkraft in der Region kommt auf fast 35 Millionen Euro. Weitere 30 Millionen Euro im Jahr geben amerikanische Familien für ihre Miete aus. Juni Das Gemeinsame Multinationale Simulationszentrum (JMSC) eröffnet eine fast 5000m große Einrichtung auf dem neuesten Stand der Technik mit digitalen Modellen, Simulationen und virtueller Ausbildung.

Grafenwöhr bereitet sich langsam auf sein „Hundertjähriges“ vor, die Ausbildungs- Schießbahnen sind in voller Funktion und es wimmelt auf ihnen von amerikanischen und multinationalen Soldaten die in Rotation zwischen Ausbildung und Einsatz in Irak oder Afghanistan stehen. Das Ausbildungszentrum für kombinierte Waffen des JMTC unterrichtet Soldaten aus 38 Ländern aus der ganzen Welt. Während sich USAREUR weiter um die Unterstützung von Kampfmaßnahmen im Irak und Afghanistan kümmert, steht sie selbst vor der umfassendsten Umorganisation seit dem 2. Weltkrieg. Während USAREUR sich verändert und weltweit neue Herausforderungen annimmt, passt sich der Truppenübungs- platz Grafenwöhr darauf an, seinen Aufgaben gerecht zu werden und seinen Soldaten Stabilität und Ausbildung zu bieten.

Am 30. Juni 1910 feuerten Soldaten des 2. Bayerischen Fußartillerie-Regiments den ersten Schuß auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr ab. Er kam 800m vor seinem Ziel nieder. Im Geiste der Zusammenarbeit und Partnerschaft die zwischen amerikanischen und deutschen Soldaten besteht, feuert 100 Jahre später eine Mannschaft deutscher Soldaten einen zeremoniellen Schuß ab, um einem Jahrhundert an ausgezeichneter Ausbildung zu gedenken. Desgleichen, an diesem Tag feuert eine amerikanische Mannschaft einen scharfen Schuß ins Ziel, um damit in die nächsten 100 Jahre einzutreten. Nur durch gegenseitige Unterstützung können wir das letztendlich Ziel erreichen – Frieden.